by Petra

Die Getreidegasse mit ihren wunderschönen, kunstvoll gestalteten Zunftzeichen ist wohl eine der schönsten Gassen in Salzburg.

Neben einer Vielzahl an Geschäften ist auch traditionelle Handwerkskunst in der Getreidegasse zu finden - im Haus Nummer 28.

Das Haus Getreidegase 28 ist erstmals 1389 im Besitz von Hufschmied Hans Ottl erwähnt. 1414 beherbergte es ein Brauhaus und seit 1415 wird im Gewölbe der Getreidegasse 28 Eisen geschmiedet. Der Schmiedeofen ist bis heute erhalten!

Im 19. Jahrhundert war zuerst ein Kutschenbetrieb, danach mehrere Schlossereien untergebracht. 1867 richtete Caspar Hasenberg auch eine Fahrradwerkstatt ein, in der auch Hochräder (erstmals in Salzburg) erzeugt wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg ging das Haus in den Besitz der Familie Wieber über.  Seither wird die Schlosserei über Generationen als Familienbetrieb geführt. Seit 2000 ist Christian Wieber der Chef und führt mit seiner Frau Regina und 4 Mitarbeitern den Betrieb.

Auf 250 Quadratmetern Betriebsfläche im alten Gewölbe und dem überdachten Innenhof wird die Schmiede und Schlosserei als reine Manufaktur betrieben.

Der Meister beherrscht alle alten Techniken, die für die Renovierung alter Schmiedekunst notwendig sind. Und zu restaurieren gibt es in der Altstadt Vieles: Kirchen, Gräber, Außenlampen, Tore, Gitter, Geländer, alte Schlösser…! Aber auch Neuanfertigungen von Schmiede- und Schlosserarbeiten - heute auch oft in Verbindung mit Glas - werden gerne erledigt.

Ein weiteres Standbein ist der Schlüsseldienst. Aufträge werden nicht nur in der Altstadt, sondern im ganzen Bundesland durchgeführt. In der Altstadt, wenn es eilt, auch mit Motorroller, Handwagen oder zu Fuß.

Die Getreidegasse ist geprägt von den vielen kunstvollen Zunft- und „Nasenschildern“, die, als es noch keine Hausnummern gab, der Orientierung und der lesensunkundigen Kundschaft als Werbetafeln dienten. Diese Fotomotive sind in der ganzen Welt bekannt.

Die Erzeugung, Renovierung und Änderung dieser Zunftzeichen für den jeweils neuen Geschäftsinhaber sind das Spezialgebiet der Schlosserei Wieber. Fast jedes Schild war schon einmal in seiner Werkstatt.

2016 fertigte die Schlosserei für einen Kunden aus New York fünf drei mal zwei Meter große Zunftschilder, verziert mit kupfernen Adlerköpfen und blattvergoldeten Rosen und Weinreben (Gesamtgewicht 700 kg). Diese Meisterarbeit wurde mit dem Salzburger Handwerkspreis 2016 der Wirtschaftskammer gewürdigt.

Die Lage des Betriebes inmitten der Getreidegasse erfordert viel zusätzlichen logistischen Aufwand. Der begrenzte Platz, die Verkehrsbeschränkungen, die teure Wohngegend für die Mitarbeiter, der Arbeitsweg für die Mitarbeiter, der hohe Zeitaufwand für Lieferungen in der Stadt durch das große Verkehrsaufkommen, kaum Parkmöglichkeiten ...

Alle Herausforderungen werden angenommen und durch viel Engagement auch im Altstadtverband mit den übrigen Betrieben in der Altstadt gelöst, um den Fortbestand des über 600 Jahre währenden Handwerks zu sichern.

So wird schon einmal am Freitag die Schlosserei aufgeräumt, es werden Tische gedeckt und am Schmiedeofen Steaks zubereitet, mit feinen Beilagen und köstlichen Getränken Gäste bewirtet.

Erwin Gritsch