by Petra

Da sich Salzburg gerade sehr bemüht, sich den unrühmlichen Titel „Stauhauptstadt Österreichs“ zu sichern, möchte ich ein paar Gedanken beisteuern, um dieses Ziel doch nicht so schnell zu erreichen.



Das tägliche Verkehrschaos am Hauptbahnhof könnte durch den geplanten Bau der Lokalbahnverlängerung bis zum Mirabellplatz durchaus verbessert werden, weil sehr viele Fahrgäste erst am Mirabellplatz aussteigen und den Bahnhof dadurch spürbar entlasten würden. Das Fahrgastaufkommen wäre insgesamt besser verteilt. Dem Vernehmen nach besteht bereits eine Zusage aus Wien, 50 % der Baukosten zu übernehmen. Dieses Projekt sollte möglichst rasch in Angriff genommen werden.

Ein anderes Projekt, nämlich die Erweiterung der Mönchsberggarage um 650 Stellplätze, wäre jetzt schon fertig, wenn wie geplant 2014 mit dem Bau begonnen werden hätte können. Der damalige Bürgermeister Schaden bezeichnete dieses Projekt als “… die wahrscheinlich wichtigste Investition in der Altstadt seit 20 Jahren.“

Wie der interessierte Beobachter weiß, ist man heute dank diverser Behördenentscheide und natürlich einer Bürgerinitiative „Gegen den Ausbau der Mönchsberggarage“, bestehend aus einigen Anrainern, weit von einem Baubeginn entfernt. Die Wirtschaft in der Altstadt könnte die zusätzlichen Stellplätze gut brauchen und die Staus zu Spitzenzeiten wie zum Beispiel Ostern, Festspiele, Advent, in der Neutor- und Maxglaner Hauptstraße könnten stark verringert werden. Aber das Engagement der Projektbefürworter gegen die bestens etablierte Salzburger Verhinderungskultur erinnert schon direkt an Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen, leider. Dieser letzte Satz gilt natürlich auch ganz besonders dem nächsten Punkt:

Ein weiteres Uralt-Projekt (erste ausdrückliche Erwähnung 1899 im „Alten General-Parzellierungsplan“ der Stadt Salzburg !!!) ist der Kapuzinerbergtunnel, jetzt Citytunnel genannt. Die Grundidee, entnommen aus der Projektstudie „Kapuzinerbergtunnel“ der WKS und Arbeiterkammer Salzburg, wäre wie folgt:

Die Errichtung einer zentralen Reisebusgarage im Kapuzinerberg als Ersatz für die bestehenden Busterminals in Nonntal und der Paris-Lodron-Straße. Aufgeschlossen würde die Busgarage über den Citytunnel, der über den Dr.-Franz-Rehrl-Platz und den Kreuzungsbereich Vogelweiderstraße/Schallmooser Hauptstraße in das bestehende Straßennetz inte-griert würde.

Mit diesem Projekt könnten zwei Probleme auf einen Schlag gelöst werden: Das seit 20 Jahren bestehende Reisebusproblem und das tägliche Verkehrschaos rund um den Kapuzinerberg!
Die Busgarage mit Terminal im Kapuzinerberg würde als kundenfreundliche Ein- und Ausstiegstelle nicht nur über die gesamte Infrastruktur für Busgäste der Weltkulturerbestadt Salzburg verfügen, sondern die Gäste direkt und schnell mitten ins Stadtzentrum bringen. In der Garage könnten 100 Busse abgestellt werden und müssten nicht mehr leer zu den Parkplätzen in der Alpenstraße und Salzburg Nord fahren. So würden sich die Fahrten beinahe halbieren und die Busse wären vor Ort rasch verfügbar. Die Busparkplätze Alpenstraße und Salzburg Nord würden nur noch als Überlaufparkplätze fungieren.

Dieser Tunnel wäre im Vergleich zu anderen Tunnelprojekten in Österreich, wie zum Beispiel der 2150 m lange und in beide Richtungen dreispurig ausgebaute Kaisermühlentunnel in Wien mit einer täglichen Fahrzeugfrequenz von bis zu 100000 KFZ, ein kleines Projekt, salopp umgangssprachlich ausgedrückt ein „Pemperl-Tunnel“, aber für die Salzburger Verkehrsinfrastruktur enorm wichtig! Die Reisebusse behindern den Berufsverkehr und damit auch die Taxis ganz enorm und verursachen jede Menge zusätzlichen Stau, Lärm und Abgase. Den Ärger der betroffenen Lenker und Anrainer erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber! Welche Stadt hat schon die Möglichkeit, einen Großteil des ruhenden Verkehrs in 2 Stadtbergen verschwinden zu lassen? Und mit einem Tunnel ganze Stadtteile massiv zu entlasten?

Derzeit wird in auflagenstarken Printmedien der Ausbau der O-Busse in die Umlandgemeinden propagiert. Gegen diesen Ausbau der Öffis ist nichts einzuwenden. Nur sollte man schon auch erwähnen, dass es nicht der Weisheit letzter Schluss ist und auch nicht praxisorientiert, in jede kleine Siedlung eine Buslinie zu führen. Ebenso ist der Vergleich mit den Öffis in der Millionenstadt Wien meines Erachtens nur bedingt für eine 150000-Einwohner-Stadt wie Salzburg zulässig bzw. schon knapp an der Realität vorbei. Den Berufsverkehr werden die Öffis nicht wegzaubern können. Das gleiche gilt für den Individualverkehr, verursacht durch Alltagsverrichtungen wie zum Beispiel Arztbesuche, Einkäufe und alle anderen Wege des täglichen Lebens. Aber eine vernünftige Erweiterung des Öffi-Angebotes mit flexiblen und im Bedarfsfall auch kurzen Intervallen und gleichzeitigem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wäre sicher sehr hilfreich, damit mehr Personen öfter das Angebot nutzen.

Hoffentlich kann man sich in der Stadtregierung möglichst bald dazu durchringen, Entscheidungen dahingehend zu treffen, endlich die oben beschriebenen Projekte anzugehen und zu realisieren!

Udo Ebner