by Udo Ebner

Samstagabend, Bushaltestelle Theatergasse in Salzburg:
Eine junge Frau steigt aus. Der Buslenker fährt aus der Haltestelle aus und richtet wie üblich seine Aufmerksamkeit auf den von links, also von der Schwarzstraße kommenden Verkehr. Besagte junge Frau überquert jedoch unglücklicherweise die Straße unmittelbar vor dem Bus, aus dem sie gerade ausgestiegen ist, wird vom Schwerfahrzeug erfasst und erleidet dadurch tödliche Verletzungen.

In diesem Artikel wird versucht darzustellen, warum solche eigentlich völlig unerklärlichen Unfälle passieren. Unerklärlich auch deshalb, weil ein Bus doch allein auf Grund der Fahrzeuggröße sehr gut wahrnehmbar ist. Meine Erfahrung im Stadtverkehr zeigt die Tatsache, dass viele Fußgänger beim Überqueren der Fahrbahn nicht links und rechts schauen, wie es schon im Kindergarten eingebläut wird, sondern einfach die Straße betreten. Dieses Verhalten ist besonders häufig bei Zebrastreifen zu beobachten, weil ja die Autos oder sonstige KFZ ohnehin Vorrang geben müssen.

Fußgänger sind oft auch mit Ohrhörern unterwegs, manche haben auch noch eine Kapuze weit in die Stirn gezogen. Ohrhörer schotten von Umgebungsgeräuschen, auch vom Straßenlärm, bei entsprechender Lautstärke sehr gut ab. Eine Kapuze engt das Sehfeld entsprechend ein. Beides trägt nicht dazu bei, als Fußgänger die Gegebenheiten rund herum gut wahrnehmen zu können. Nebenbei bemerkt sind Fußgänger auch Verkehrsteilnehmer und sollten eine angepasste Verhaltensweise an den Tag legen. Auch KFZ-LenkerInnen sind nicht in der Lage, jederzeit zu hundert Prozent das passende Fahrverhalten abzurufen. Bei Überqueren einer Fahrbahn, auch auf einem Zebrastreifen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass jeder Lenker rechtzeitig bremst. Um die eigene Sicherheit zu gewährleisten, ist es immer besser, vorsichtshalber ein Fahrzeug passieren zu lassen und deshalb vielleicht eine Sekunde stehen zu bleiben.

Weil selbst wenn man als Fußgänger auf einem Zebrastreifen Vorrang hat, aber ein KFZ-Lenker diesen zu spät wahrnimmt und dadurch sein Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig anhalten kann und der Fußgänger deshalb mit schweren Verletzungen, die möglicherweise auch Dauerschäden bewirken, im Krankenhaus liegt, oder schlimmstenfalls tödlich enden, stellt sich schon die Frage, ob sich diese Mentalität bzw. Einstellung auszahlt:

„Du Autofahrer musst sowieso stehenbleiben und ich geh’ über die Straße, wann und wo es mir gerade in den Kram passt!“

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Im Zusammenhang mit dem tragischen Busunfall gab Stadtrat Padutsch in verschiedenen Medien Stellungnahmen ab. Dabei stellte er fest, dass Taxis, die ja auch die Theatergasse seit langer Zeit (mindestens schon 40 Jahre, eher länger) benützen dürfen, zu schnell durchfahren.

Diese Behauptung wird hier auf das Schärfste zurückgewiesen! Tatsache ist, dass durch Taxis bis dato noch kein einziges Mal ein Fußgänger in der Theatergasse zu Schaden gekommen ist. Und von „schnell fahren“ kann in diesem Zusammenhang allein auf Grund der Gegebenheiten schon überhaupt nicht die Rede sein. Und dass er generell das Taxigewerbe im Zusammenhang mit diesem tragischen Unfall mit tödlichem Ausgang überhaupt erwähnt, grenzt schon fast an Rufschädigung! Wenn dieser Stadtrat ein grundsätzliches Problem mit Taxis hat, kann dies an anderer und passenderer Stelle artikuliert werden. Wir werden uns dann damit auseinandersetzen. Aber in Zusammenhang mit diesem Unfall, der natürlich riesiges mediales Echo hervorrief, auch gleich dem Taxigewerbe eine verbale Ohrfeige zu verpassen, ist nur billiger Populismus und wird im Endeffekt als solcher gewertet.