Aus dem Archiv der Salzburger Funktaxi-Vereinigung ..

Sebastian Winklhofer

9.7.1983
Aussage

Ich habe mit dem schon verstorbenen Kollegen Rudolf Müller Anfang 1960 den Entschluss gefasst, ein Taxi, auf dem wir fuhren, mit Funk auszustatten. Damals war ich noch am Standplatz Rudolfsplatz gebunden und arbeitete noch auf der Tankstelle am Rudolfsplatz. Durch das „am Standplatz Gebundensein“ waren die Kontakte lange nicht so intensiv wie heute, was wiederum den Vorteil hatte, unter den Kritiken der anderen an der neuen Idee nicht allzu viel belastet zu sein. Es war auf damalige Verhältnisse bezogen immerhin eine Art Revolution, sich der technischen Errungenschaften als erster zu bedienen. Nach sehr schwierigen mühevollen Kleinarbeiten, hauptsächlich mündlicher Propaganda im Bereich Nonntal, konnte nach und nach eine Fahrtensteigerung festgestellt werden. Ich kann mich erinnern, dass vorerst 6 bis 7 Personen an mich herangetreten sind und ebenfalls ihr Interesse am Funk in ihren Fahrzeugen bekundeten. Irgendwann 1963 trafen wir uns dann zu einer wie sich anschließend herausstellte, fruchtbaren Besprechung im Itzlinger Hof. Ab diesem Zeitpunkt kann die Gründung der damaligen Bezeichnung Salzburger Funktaxi Ges.m.b.H. angesehen werden.
Als erster und oberster Funktionär wurde seinerzeit Herr Karl Rath berufen. Ich kann mich erinnern, dass wir anfangs belächelt wurden und uns allgemeines Misstrauen statt Sympathien entgegen gebracht wurden. Nach und nach sah man aber, dass der Funk sehr wohl Vorteile bringt, an die keiner so recht glauben wollte und so schlossen sich auch immer mehr der Gesellschaft an.

Anton Zehentner †  
Altgasse 7
9.7.1983
Aussage

Sebastian Winklhofer war am Rudolfsplatz erst einmal nur für sich selbst und neben dem Taxidienst auch noch für die Betreuung der dort befindlichen Tankstelle tätig. Bald darauf hat der Gedanke des Individualisten Winklhofer auch bei anderen, aber ganz wenigen (ca. 15 Personen) Interesse geweckt. Irgendwann war dann eine Zusammenkunft dieser Leute im Cafe Glockenspiel, sozusagen die Gründung einer Zentrale, Winklhofer hat seine bestehende Anlage den interessierten Kollegen zum Kauf angeboten.
Der erste Obmann war Herr Karl Rath, ich hatte damals eine Art Kontrollfunktion im Ausschuss. Die Überlegungen der angeführten Personen orientierten sich hauptsächlich am schnelleren Bedienen der Kundschaft und an der Wirtschaftlichkeit der Taxiunternehmer. Sofern wer an einer Aufnahme Interesse hatte, konnte der Ausschuß darüber entscheiden. Die erste Zentrale befand sich in der Keilgasse in Itzling. Sehr stark in Erinnerung ist mir auch noch die große Skepsis und Misstrauen der anderen Kollegen, dass es zum Teil sogar vereinzelt in Feindseligkeiten ausartete. Auch Schimpfwörter wie zB. „Ihr Hungerstangler“, gemeint  waren die Antennen der mit Funk ausgerüsteten Fahrzeuge, waren an der Tagesordnung.
Die Stimmung unter den gesamten Kollegen am Taxistandplatz war zu der Zeit nicht die Beste. Hatten wir wenigen doch erheblich mehr Fahrtaufträge als die Kollegen ohne Funk. Vermutlich gab es nach dem geglückten Start der Organisation auch viele Neider, die sich aber aus einer gewissen Angst und Misstrauen an der neuen Art, sein Geschäft zu betreiben, noch nicht anfreunden konnten. Der Zentralebetrieb wurde damals vorwiegend auf idealistischer Basis betrieben, das heißt, dass abwechselnd einer von uns Gründungsmitgliedern in der Zentrale unentgeltlich Dienst machen musste. Auch damals schon Tag und Nacht. Starr vorgeschriebene Dienstzeiten gab es für den Einzelnen noch nicht. Es wurde so gehandhabt, wer halt gerade Zeit hatte. Auf Grund des Kampfgeistes in geschäftlicher Hinsicht und des überschwänglichen Ehrgeizes von den wenigen Leuten gab es bei dieser lockeren Art der freien Diensteinteilung keine nennenswerte Schwierigkeit. Das ist alles, was mir in diesem Zusammenhang heute noch einfällt.
Nachtrag:  Zur Gründung des Organisierens weiß ich leider das Jahr und Monat nicht mehr.

Heinz Valenta
9.7.1983
Aussage

An den Anfang der Gründung der 76-111 kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an die Gründung der 2. Funkgruppe, den „85“-ern. Ich glaube im Jahre 1966 oder 67 war der Gedanke und die Einstellung um die Notwendigkeit, mit Funk zu fahren, auch bei den größten Gegnern gereift. In jener Zeit waren bei den „76“-ern schon an die 60 Leute angeschlossen. Es waren dann hauptsächlich ältere Kollegen, die sich zu der 2. Gründung einer Funkgruppe entschlossen. Es waren an die 20 Personen. Die Zentrale befand sich in der Eduard-Baumgartner-Straße. Von einem Generationskonflikt möchte ich gerade nicht sprechen, aber gewissen Spannungen zwischen Jung und Alt waren schon zu spüren. Die Härte des Konkurrenzkampfes hielt sich in Grenzen, war aber doch merklich spürbar. Bald sah man sich mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, da im Gegensatz zu den „76“-ern die Mitgliederanzahl bei den „85“-ern nicht viel mehr wurde, aber die Betriebskosten fast gleich wie bei den anderen waren. Ich glaube, im Jahre 1971 entschlossen sich die „85“-er Kollegen, diese Funkgruppe aufzulösen und sich der „76“-er Gruppe anzuschließen. Das Inventar wurde dabei von denen abgelöst. Diese neue Situation empfand man allgemein als angenehm und nützlich, es gab auch keine Probleme. Gestützt auf dem Gedankengang, alle ziehen jetzt am selben Strang, setzte sich dieses Konzept dann voll durch.

Max Sommerauer †
13.7.1983
Aussage

Der Pionier von damals war sicherlich Herr Sebastian Winklhofer. Beim Zusammenschluss von ungefähr 15 Kollegen im Jahr 1963 hatte dann jeder dieser Leute sehr viel dazu beigetragen, dass wir heute so stolz auf unsere gut funktionierende Vereinigung sein können. Es war eine große Portion idealistischer Einsatz erforderlich. Beschimpfungen wie zB. „Hungerstangler“, „Ihr Gierigen“ oder „Sierigen von Kollegen ohne Funk“ waren an der Tagesordnung und fand ich persönlich als sehr belastend. Ich war nach Herrn Rath Geschäftsführer der Ges.m.b.H. und später längere Zeit Obmann der Vereinigung.
Bei der Gründung waren auch zwei Fahrer mit dem Namen Johann Pusan und Alex Brunner beteiligt. Herr Pusan ist heute Unternehmer, Brunner ist leider vor einigen Jahren verstorben. Leider muss ich heute feststellen, dass keiner der jüngeren Kollegen sich dieser schweren Zeit der Gründung besinnt und schätzt.

Johann Pusan †
13.7.1983
Aussage

Bei der Gründung waren wir damals 14 Leute, davon waren zwei Taxilenker, also „Nichtunternehmer“ dabei. Die Namen waren Brunner Alexander und Pusan Hans.  Wir hatten es besonders schwer, weil bei uns der sogenannte Unternehmer-Bonus nicht vorhanden war. Ich glaube, dass ich noch irgendwo Zeitungsausschnitte habe, die ich gerne zur Verfügung stelle. Bin weiters der Meinung, dass die damalige Zeit sehr schwer war und heute von den jungen Unternehmern überhaupt nicht anerkannt wird, weil die Gründung schon total in Vergessenheit geraten ist.

Kurt Gogg
13.7.1983
Aussage

Herr Sebastian Winklhofer hatte 1960 mit dem verstorbenen Kollegen Müller die Idee, sein Fahrzeug mit Funk auszustatten. Herr Winklhofer arbeitete damals auch noch bei der Mobil Tankstelle am Rudolfsplatz. Kann mich erinnern, daß Winklhofer damals beinahe Tag und Nacht gearbeitet hat und in der Anfangsphase auch einigen Kollegen, die mit ihm näher befreundet waren, öfter telefonisch aufgenommene Fahrten in der Tankstelle durch die Oberlichte der Tankstelle zukommen ließ.
Im Jahre 1963 war dann eine Zusammenkunft von einigen Kollegen und man beschloss, gemeinsame Sache zu machen. Ich kann mich erinnern, dass es hauptsächlich jüngere Kollegen waren, die mit Funk fahren wollten. Der notwendige Betrag zur Gründung der Ges.m.b.H. von jedem war damals öS 16.000,--. Nach und nach freundeten sich immer mehr Kollegen mit dem Gedanken an, auch ihr Fahrzeug mit Funk auszustatten. Aber die wenigen Leute der Gründungszeit hatten sehr viel Idealismus gehabt, so zB habe ich damals mit meiner Mutter Reklamezettel in der ganzen Stadt verteilt, abwechselnd mit anderen Zentraledienst gemacht, Buchhaltungsarbeiten erledigt, Mitgliedsbeiträge neben dem Fahrdienst am Standplatz kassiert und diese Arbeiten alle unentgeltlich. Möchte in diesem Zusammenhang noch sagen, dass heute von den jüngeren Kollegen keiner eine Ahnung hat, wie schwer diese Zeit der Gründung für uns war, wenn man bedenkt, daß wir viele Neider hatten und auch verschiedentlich am Platz von den eigenen Leuten angefeindet wurden.

Karl Rath †, Anton Lederer † und Johann Pusan †
11.9.1983

Das Jahr 1963 kann als Gründungsjahr angesehen werden, da im Dezember 1963 einige von uns Gründungsmitgliedern bereits mit Funk ausgestattet waren. Allerdings unter der Alleinherrschaft von Herrn Sebastian Winklhofer. Diese wenigen Kollegen waren aber mit dieser Lösung eher unzufrieden, da die Befürchtung der Abhängigkeit von einem Einzelnen zu groß war, außerdem immer mehr Kollegen ihr Interesse, mit Funk zu fahren, bekundeten und somit der Gedanke der Gründung einer Gesellschaft sich zwangsläufig ergab. Herrn Winklhofer wurde seine bestehende Funkanlage abgelöst. Im Jahr 1964 (Mai) war im Gasthaus Weiserhof die erste Sitzung mit 14 Leuten. In Anbetracht der damaligen Geschäftslage hatten wir aber immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der große unentgeltliche Arbeitsaufwand bei der Erstellung von einem System der Fahrtenvergabe mittels Funk, also der Ruffolgen und Statuten für den Betrieb, sei an dieser Stelle nur nebenbei erwähnt. Natürlich sind die Anzahl der Ruffolgen und der damit verbundenen Schwierigkeitsgrade für die Praxis einer Funksprecherin von heute nicht vergleichbar, das ist aber eine Sache der Größenordnung. Ein großes Problem dieser Zeit war, dass wir hauptsächlich in der Aufbauphase von anderen Kollegen hart kritisiert, ja von einigen sogar regelrecht bekämpft wurden. Auf dem Weg „vom  Ich zum Wir“, also eine Meinungsbildung bzw. die richtige Einstellung von Kollegen zur Organisation, war oft sehr mühevoll und hatte uns gelegentlich fast bis zum Rande der Resignation gebracht. Wenn man heute jedoch auf die Vereinigung blickt, ist und kann es für uns nur Bestätigung sein, dass sich unsere Mühen mit den damit verbundenen Kämpfen und Entbehrungen gelohnt haben.